Barrierefreiheit Zertifizierung: Erfahrungsbericht zum CPACC

Nils erzählt im folgenden Video seine Erfahrungen zur CPACC-Zertifizierung im Jahr 2024:

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Erfahrungsbericht zum CPACC in Textform

Moin, ich bin Nils und möchte heute meine Erfahrungen mit der CPACC-Zertifizierung teilen. Ich habe die Prüfung Mitte letzten Jahres abgelegt – genauer gesagt im April – und Ende Mai dann die Bestätigung erhalten, dass ich bestanden habe. Die Abkürzung CPACC steht für Certified Professional in Accessibility Core Competencies. Es handelt sich dabei um eine internationale Grundlagenzertifizierung im Bereich Barrierefreiheit, die von der International Association of Accessibility Professionals (IAAP) angeboten wird. Die Zertifizierung ist meines Wissens weltweit anerkannt und eignet sich hervorragend für alle, die fundiert in das Thema Barrierefreiheit einsteigen möchten.

Neben dem CPACC gibt es noch weitere Zertifizierungen von der IAAP. Zum Beispiel den Web Accessibility Specialist (WAS), der sich stärker auf technische Aspekte konzentriert und eine mehrjährige Berufserfahrung voraussetzt, oder ADS, eine Zertifizierung für barrierefreie Dokumente. CPABE kenne ich persönlich nicht, aber soweit ich weiß, gehört es in eine ganz andere Richtung. Wenn man sowohl das CPACC als auch den WAS erfolgreich abschließt, erhält man automatisch den übergeordneten Titel Certified Professional in Web Accessibility (CPWA).

CPACC-Prüfung – eine Übersicht

Die CPACC-Prüfung selbst besteht aus 100 Multiple-Choice-Fragen, für die man zwei Stunden Zeit hat. Aus meiner Sicht ist das mehr als ausreichend – ich habe die Zeit gar nicht vollständig gebraucht. Die Prüfung findet online statt und ist „Closed Book“, das heißt, es dürfen keine Hilfsmittel verwendet werden. Wichtig zu wissen ist, dass die Prüfung überwacht wird („proctored“). Das bedeutet, man braucht eine externe Webcam mit guter Auflösung und Autofokus, da man sich zunächst per Ausweisdokument identifizieren muss. Die Aufsichtsperson wird euch außerdem bitten, die Kamera einmal durch den Raum zu schwenken, damit sichergestellt ist, dass keine unerlaubten Hilfsmittel in Reichweite sind. Achtet darauf, dass der Arbeitsplatz aufgeräumt ist – bei mir wurden sogar kleine schwarze Magneten an der Wand hinter mir angemerkt, obwohl sie völlig harmlos waren. Monitor abdecken, lose Zettel entfernen – der Raum muss wirklich leer sein.

Ein weiterer Tipp: Nutzt möglichst eine kabelgebundene Internetverbindung. WLAN kann natürlich auch funktionieren, aber eine stabile Verbindung ist entscheidend. Wer mag, kann sich zur Sicherheit einen mobilen Hotspot bereitlegen, falls das WLAN ausfällt – natürlich ohne das Handy während der Prüfung aktiv zu nutzen.

CPACC-Vorbereitung – meine Herangehensweise

Was meine Herangehensweise betrifft: Ich habe zuerst alle Fragen durchgearbeitet und die sicher beantwortet, bei denen ich mir wirklich sicher war. Fragen, bei denen ich unsicher war oder bei denen die Formulierungen unklar waren, habe ich markiert und später noch einmal in Ruhe bearbeitet. So hatte ich schon früh das Gefühl, etwa 60 bis 70 Prozent sicher beantworten zu können und konnte den Rest gezielt durchgehen.

Zur Vorbereitung: Es gibt zwei zentrale Dokumente – die „Content Outline“, die alle prüfungsrelevanten Themen grob auflistet, und den „Body of Knowledge“, ein ausführlicheres Dokument mit Erklärungen. Letzteres ist hilfreich, reicht aber allein nicht für die Vorbereitung aus. Beides ist auch auf Deutsch verfügbar, was besonders dann wichtig ist, wenn man – wie ich – die Prüfung auf Deutsch ablegt. Ich hatte einen englischsprachigen Online-Kurs bei Deque University gebucht, mich aber bewusst für die deutschsprachige Prüfung entschieden, weil ich bei Fachbegriffen in meiner Muttersprache einfach sicherer bin. Daher meine Empfehlung: Nutzt parallel unbedingt auch die deutschen Vorbereitungsunterlagen, damit ihr euch mit den deutschen Begriffen vertraut macht und in der Prüfung keine bösen Überraschungen erlebt.

Die empfohlene Vorbereitungszeit liegt laut IAAP bei 60 bis 80 Stunden – das ist natürlich individuell unterschiedlich. Ich persönlich fand das Thema sehr spannend und bin deshalb auch immer wieder etwas tiefer in einzelne Themen eingestiegen. Diese inhaltliche Breite ist einer der großen Vorteile der CPACC-Zertifizierung. Die Kosten für die Prüfung liegen bei 510 Euro für Nicht-Mitglieder. Voraussetzung ist außerdem mindestens ein Jahr Berufserfahrung im Bereich Barrierefreiheit, was man bei der Anmeldung bestätigen muss.

Nach Bestehen ist die Zertifizierung drei Jahre gültig. In dieser Zeit müssen 40 sogenannte „Continuing Education Credits“ (CEUs) nachgewiesen werden – das entspricht 40 Stunden an Fortbildungsmaßnahmen. Die IAAP hat dafür mittlerweile ein Zertifizierungsportal eingerichtet, über das man seine Nachweise hochladen und verwalten kann. Das ist praktisch und übersichtlich.

Was die Vorbereitungskurse angeht, kann ich Deque University sehr empfehlen. Der Kurs ist selbstgesteuert, onlinebasiert und kostet nur 60 Dollar im Jahr – ein fairer Preis für das, was geboten wird. Es gibt auch ein ergänzendes „Deep Dive“-Paket für 250 Dollar, das aber eher für den WAS interessant ist und für das CPACC nicht erforderlich ist. Neben Deque gibt es noch zwei weitere Anbieter, die von der IAAP empfohlen werden, aber zu denen kann ich aus eigener Erfahrung nichts sagen.

Mein Fazit zum CPACC

Alles in allem war die CPACC-Zertifizierung für mich eine bereichernde und durchweg positive Erfahrung. Sie bietet einen sehr guten Überblick über das Thema Barrierefreiheit und ist – bei guter Vorbereitung – absolut machbar. Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Vorbereitung und drücke euch die Daumen für die Prüfung.

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