Textalternative für das Video: WCAG kurz erklärt

Moin! Ich bin Nils von Hansolu, und in diesem Artikel gebe ich euch einen kompakten Überblick über die WCAG – die Web Content Accessibility Guidelines. Wenn ihr euch schon immer gefragt habt, was hinter diesem Begriff steckt und warum er für eure Website relevant ist, dann seid ihr hier genau richtig.

Warum sind die WCAG wichtig?

Die WCAG sind der internationale Standard für barrierefreie Webinhalte. Sie wurden vom World Wide Web Consortium (W3C) definiert – der Organisation, die auch zentrale Webstandards wie HTML und CSS entwickelt.

Ziel der WCAG ist es, Webseiten so zu gestalten, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen möglichst barrierefrei genutzt werden können. Dabei geht es nicht nur um soziale Verantwortung, sondern auch um rechtliche Vorgaben:

  • In Deutschland verpflichtet z. B. die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) öffentliche Einrichtungen zur Umsetzung von Barrierefreiheit.
  • Diese verweist auf die EU-Norm EN 301 549, die wiederum auf die WCAG in der Version 2.1 verweist.

Die WCAG sind nicht nur gute Praxis, sondern in vielen Fällen auch gesetzlich relevant.

Wie sind die WCAG aufgebaut?

Die WCAG sind mehrstufig und strukturiert. Das klingt erstmal kompliziert, lässt sich aber gut erklären:

Prinzipien – Die vier Grundpfeiler:

  1. Wahrnehmbar – Inhalte müssen für alle Sinne erfassbar sein.
  2. Bedienbar – Die Seite muss navigierbar sein, z. B. per Tastatur.
  3. Verständlich – Inhalte und Bedienung müssen klar und nachvollziehbar sein.
  4. Robust – Inhalte müssen mit verschiedenen Endgeräten und Hilfsmitteln funktionieren.

Richtlinien – Unterkategorien zu jedem Prinzip.

Kriterien (Success Criteria) – Testbare Anforderungen, die erfüllt sein müssen.

Techniken & Best Practices – Konkrete Umsetzungsvorschläge, z. B. wie Alternativtexte für Bilder aussehen sollten.

Diese Struktur macht die WCAG testbar und nachvollziehbar – ein großer Vorteil, wenn es darum geht, Barrierefreiheit messbar umzusetzen.

Wer profitiert von barrierefreien Webseiten?

Die WCAG adressieren gezielt verschiedene Nutzergruppen, darunter:

  • Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit
  • Menschen mit Hörbeeinträchtigung oder Gehörlosigkeit
  • Personen mit motorischen Einschränkungen
  • Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten oder Fotosensibilität

Allerdings: Nicht alle Gruppen werden gleich gut abgebildet – psychische Beeinträchtigungen oder mehrfache Behinderungen sind schwer in standardisierten Kriterien zu fassen. Trotzdem sind die WCAG ein starker Ausgangspunkt.

Und: Von barrierefrei gestalteten Inhalten profitieren alle Nutzer – etwa durch bessere Lesbarkeit, klarere Strukturen oder verständlichere Sprache.

Welche WCAG-Version ist die richtige?

Aktuell existieren mehrere Versionen:

  • WCAG 2.0
  • WCAG 2.1 (heute rechtlich relevant)
  • WCAG 2.2 (neuste Version mit zusätzlichen Kriterien)

Empfehlung: Setzt am besten direkt die Version 2.2 um, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Die Unterschiede zur 2.1 sind überschaubar – aber relevant.

Was bedeuten die Konformitätsstufen?

Jedes Kriterium ist einem Level zugeordnet:

  • A – Grundlegende Barrierefreiheit
  • AA – International anerkannter Mindeststandard
  • AAA – Höchste Ansprüche (nicht immer vollständig erreichbar)

Empfehlung: Strebt mindestens Level AA an – das umfasst die Kriterien aus A und AA, insgesamt etwa 56 Kriterien in WCAG 2.2.

Praktische Tools & Ressourcen

Checkliste von WebAIM

Eine tolle, englischsprachige Übersicht der WCAG-Kriterien findet ihr auf der WebAIM-Website. Sie ist nach Prinzipien, Richtlinien und Kriterien gegliedert und lässt sich nach Version und Level filtern.

Wave Tool

Ein Tool von WebAIM zur automatischen Prüfung von Webseiten auf Barrieren. Achtung: Es ersetzt keine manuelle Prüfung, liefert aber hilfreiche Hinweise.

Offizielle WCAG-Dokumentation (W3C)

Die Web Accessibility Initiative (WAI) bietet umfangreiche Informationen, Beispiele und empfohlene Techniken. Alles sehr gut dokumentiert – aber derzeit nur auf Englisch.

Kurze Zusammenfassung

Die WCAG sind mehr als nur Richtlinien – sie sind der Grundpfeiler digitaler Inklusion. Auch wenn sie komplex wirken, helfen sie euch, Webseiten zugänglicher und besser für alle zu machen.

Merkt euch:

  • Ziel: Barrierearme, nicht zwangsläufig komplett barrierefreie Seiten
  • Wichtig: Version 2.2, Konformitätslevel AA
  • Nutzerorientierung: Nicht nur technisch umsetzen, sondern menschlich mitdenken

Wenn ihr Webseiten plant, entwickelt oder mit Inhalten arbeitet: Schaut euch die WCAG genauer an – sie helfen euch, das Netz für alle besser zu machen.

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