Blinde Benutzer bedienen eine Website mit einem Screenreader. Sie hören sich also eine Website an. Da blinde Menschen in der Regel über ein besseres Hörvermögen verfügen, passiert dies erheblich schneller, als wenn ein Mensch ohne Sehbeeinträchtigung einen Screenreader bedient. Mit einem Screenreader werden dabei nicht nur Texte vorgelesen, sondern auch Metainformationen vermittelt; zum Beispiel, dass es sich um ein Navigationselement handelt und dass ein Untermenü ausgeklappt ist. Das setzt allerdings voraus, dass semantische Elemente und bei Bedarf ARIA eingesetzt werden, um dem Screenreader-Nutzer diese Informationen bereitzustellen. Die Bedienung eines Screenreaders erfolgt dabei mit der Tastatur und für die Navigation verwenden die Benutzer oft eine Liste von Überschriften oder Links einer Seite.
Typische Frustrationspunkte bei der Website-Bedienung
Webseiten, die keine klar definierte Überschriften-Struktur oder Tab-Reihenfolge haben, erschweren die Navigation erheblich. Durch fehlende Textalternativen bei wichtigen visuellen Inhalten entgehen den Benutzern relevante Informationen. Formulare, die nicht korrekt beschriftet sind, machen es den Benutzern schwer zu wissen, welche Informationen abgefragt werden. Auch Tastaturfallen sind äußerst frustrierend. Eine nicht konsistente und zu komplexe Navigation kann den Benutzern das Bewegen durch die Website erheblich erschweren. Funktionen, die nicht über die Tastatur erreichbar sind, können die Benutzer nicht auslösen. Schlecht programmierte Websites und nicht kompatible Seiten mit dem Screenreader können dazu führen, dass die Benutzer die Website gar nicht nutzen können oder nur sehr schwer.
Anforderungen der Nutzergruppe an eine Website
Da blinde Menschen visuelle Medien wie Bilder oder Grafiken nicht sehen können, sind Textalternativen wichtig, sofern diese Medien nicht rein dekorativ eingesetzt. Dann können Screenreader die Textalternativen vorlesen. Auch ist es wichtig, Informationen nicht rein visuell zu vermitteln (z.B. nur durch eine Hervorhebung oder Farbmarkierung). Die Website sollte auch ohne Probleme mit der Tastatur bedienbar sein. Für eine einfache Bedienung ist ebenfalls eine klare Website-Struktur und semantisches HTML notwendig (ggf. ARIA). Alle interaktiven Elemente sollten dabei die notwendigen Informationen wie zum Beispiel die Rolle eines Elements (z.B. Navigationsmenü) und bei Bedarf den Status vermitteln (Menü ist ausgeklappt). Denn blinde Benutzer können nicht sehen, ob ein Untermenü ausgeklappt ist oder nicht. Dann brauchen blinde Nutzer ein sofortiges Feedback, wenn sie eine Funktion ausgelöst haben, da sie nicht sehen können, ob zum Beispiel ein Formular erfolgreich abgesendet haben. Bei Videos mit Audioinhalten ist eine Audiobeschreibung notwendig, wenn nicht alle relevanten Informationen über den Ton vermittelt werden. Bei Videos ohne Audioinhalte sollte ein beschreibendes Transkript angeboten werden. Auf mobilen Geräten sollten alle Funktionen auch mit einem Klick möglich sein, da der Screenreader über Gesten wie das Wischen gesteuert wird.